Anlässlich des Kreisbesuches von Herrn Ministerpräsident Erwin Teufel hatte der Landkreis Böblingen am Donnerstag, dem 20. Januar 2000, um 20.00 Uhr, in die Festhalle Magstadt geladen. Zuvor besuchte der Ministerpräsident das Kreiskrankenhaus Böblingen, einen mittelständischen Betrieb in Herrenberg, die Leonberger Bausparkasse und führte mit den Bürgermeistern ein kommunalpolitisches Gespräch in Leonberg. Beim Bürgerempfang in der Festhalle hat der Ministerpräsident nach einer kurzen Begrüßung durch Landrat Dr. Heeb ins-besondere den ehrenamtlich Tätigen für ihr großes Engagement gedankt und den Landkreis Böblingen als Musterkreis im Land Baden-Württemberg bezeichnet. Bürgermeister Benzinger forderte den Ministerpräsidenten auf, dass sich das Land Baden-Württemberg für die schnelle Realisierung der Ortsumgehungsstraße B 464 einsetzt und schenkte dem Ministerpräsident ein verkleinertes Modell des Dienstwagens des Ministerpräsidenten mit der Bemerkung, dass er dieses Modell auf seinen
Schreibtisch stellen soll, damit er sich immer an die schlimmen Zustände in der Ortsdurchfahrt Magstadt erinnert. Außerdem bekam der Ministerpräsident einen Geschenkkorb mit Produkten der Fa. Walther Schoenenberger und trug sich zusammen mit Landrat Dr. Heeb in das Gästebuch der Gemeinde Magstadt ein. Die Veranstaltung wurde umrahmt vom Musikverein Magstadt und dem Handharmonikaclub Magstadt. Die Bewirtung mit Wein und Brezeln übernahm freundlicherweise der DRK-Ortsverein.
(Bericht Gemeinde Magstadt, Magstadter Mitteilungsblatt Nr 4 28.1.2000)
Die Bürgerinitiative B464 Trasse 3a sowie die CDU und die SPD Gemeinderatsfraktionübergaben Ministerpräsident Teufel Stellungnahmen zur B464 Umgehung für Magstadt. Hier der Wortlaut der Stellungsnahme der SPD Fraktion:
Betr.: B466, Umgehung für Magstadt
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
zunächst möchten wir uns für Ihren Besuch recht herzlich bedanken und der Hoffnung Ausdruck geben, dass Sie bei dieser Gelegenheit persönlich einen
Eindruck von der prekären Lage der Einwohner von Magstadt erhalten haben.
Sicher sind Sie über die aktuelle Lage zum Bau der B464 informiert, so
dass ich mir weiter Ausführen zum Sachstand ersparen kann.
Wichtig ist für uns jedoch nochmals aufzuzeigen, dass hier vor Ort die Verantwotlichen der Verwaltung, des Gemeinderates, der Parteien und der Bürgerschaft mit ganz grosser Mehrheit hinter diesem Projekt stehen. Die Bürgerinitiative B464 Trasse IIIa hat dies mit Ihren Unterschriftensammlungen und Demonstrationen mehrfach unter Beweis gestellt.
Die Abgeordneten des Landkreises stehen (mit Ausnahme Bündnis90/Grüne) ebenfalls für eine schnelle Realisierung.
Die Bürger in Magstadt kennen sehr wohl die Finanzlage in Bund und Land, wie auch die daraus resultierenden Meinungsverschiedenheiten. Trotzdem erwarten die Magstadter keine Schuldzuweisungen der jeweils Regierenden über die Finanzlage, sondern klare und
haltbare Aussagen über den zeitlichen Ablauf der Realisierung und Finanzierung. Magstadts Bürger erwarten hier eine Zusammenarbeit der Verantwortlichen zum Wohl der Bürger, so wie es in dieser Angelegenheit in Magstadt schon lange Tradition hat.
Für unseren Ort, aber auch für die Region Stuttgart, ist der Ausbau dieser Straße eine sichere und zwingende Investition in die Zukunft.
Die Bedeutung einer gesicherten Verbindung für die lokale und regionale Industrie braucht hierbei eigentlich nicht weiter erwähnt zu werden.
Wir freuen uns über die anstehende Realisierung der S-Bahn S60, die einerseits einige Problem des ÖPNV lösen, uns aber durch die zeitlich nicht stimmige Abfolge mit dem Straßenbau weitere Verkehrsprobleme, und allen Beteiligten, vermeidbare Mehrkosten, bringt.
Wir hier vor Ort sind bereit, alles was wir beitragen können um S60 und B464 in vernünftigen Zeitabständen zu bauen, zu unternehmen. Unterstützen Sie uns bei diesem Bemühen. Gerne sind wir bereit auch unkonventionelle und neue Wege zu Beschreiten wenn diese sicher zum Ziel führen.
Wir sind hier als "Politiker vor Ort" bei unseren Bürgern in der Pflicht eine (Er)Lösung von 20.000 Fahrzeugen pro Tag zustande zu bringen. Dies wird nur gelingen wenn wir alle, jeder an seinem Platz, jeder in seiner
Partei, alles Nötige in Bewegung setzt.
Wir bitten Sie daher, Herr Ministerpräsident, unterstützen auch Sie uns in unserem Bemühen.
Antwort von Miniterpräsident Teufel:
DER MINISTERPRÄSIDENT DES LANDES BADEN-WÜRTTEMBERG
Stuttgart, den 9. Februar 2000
Herrn Fraktionsvorsitzenden
Rudolf Franko
SPD-Gemeinderatsfraktion Blumenstraße 34
71106 Magstadt
B 464, Ortsumfahrung Magstadt
Sehr geehrter Herr Franko,
vielen Dank für Ihr Schreiben vom 19. Januar 2000, mit dem Sie im Namen von SPD-Gemeinderatsfraktion Magstadt um Unterstützung für den Bau der B 464 im Bereich Magstadt bitten.
Ich habe anlässlich meiner Kreisbereisung im Landkreis Böblingen am 20. Januar 2000 im Rahmen der Abschlussveranstaltung in der Festhalle Magstadt
deutlich gemacht, dass durch Festlegungen des Bundes bis zum Jahr 2003 bei keinem einzigen Bundesfernstraßenprojekt im Land ein Neubeginn möglich sein
wird. Ursächlich dafür sind die erneuten Mittelkürzungen, nach denen dem Land für den Neu-, Um- und Ausbau der Bundesfern-straßen lediglich 1,03 Mrd. DM in den vier Jahren 1999 bis 2002 verbleiben. Die Folge ist, dass die Bauausführung bei verschiedenen Projekten zeitlich gestreckt werden muss. Dem gegenüber benötigen allein die in Bau befindlichen Maßnahmen noch rund 1,4 Mrd. DM. Dazu kommen dann noch plan-festgestellte Projekte im gesamten Land mit einem Gesamtvolumen von knapp 4 Mrd. DM, von denen einige schon jahrelang bestandskräftig sind und ausschließlich wegen fehlender Finanzmittel nicht begonnen werden können. Angesichts der landespolitischen Bedeutung der Neuen Landes-messe hat die Landesregierung allerdings beschlossen, den Bund zu bitten, wenigstens den im engen Zusammenhang stehenden Ausbau des Echterdinger Ei's als einzige neue Maßnahme im beschlossenen Investitionsprogramm 1999 - 2002 hochprioritär einzustufen. Selbst dieser Bitte ist der Bund nicht nachgekommen.
Als Konsequenz der völlig unbefriedigenden Finanzsituation hat das Land Ende letzten Jahres eine Bundesratsinitiative auf den Weg gebracht, die zum Ziel hat, die Geltungsdauer von Planfeststellungsbeschlüssen bei den Bundesfernstraßen rückwirkend von derzeit 5 auf 10 Jahre zu verlängern. Ich sehe hierin nicht die Lösung der Gesamtproblematik, allerdings würde vor allem der Zeitdruck etwa genommen und die bislang erbrachten Vorlei-stungen der Fachverwaltungen hätten weiter Bestand.
Wir drängen den Bund nach wie vor, die Finanzmittelausstattung im Bundesfernstraßenbau insgesamt zu verbessern und dem Land Baden-Württemberg
deutlich mehr Investitionsmittel für den Neu-, Um- und Ausbau von Bundesfernstraßen zur Verfügung zu stellen. Nur so kann es uns gelingen, die
zahlrei-chen baureifen Straßenbauprojekte einem Baubeginn zuzuführen. Zur deutlichen Verbesserung der finanziellen Ausstattung im Bundesfernstraßenbau
habe ich mich vor allem für eine Zweckbindung eines Teils der ohnehin beschlossenen Mineralölsteuererhöhung ausgesprochen. Hiermit könnte der
Investi-tionsstau sukzessive abgebaut werden. Wir unternehmen alle Anstrengungen, um die unzulängliche Situation im Bundesfernstraßenbau zu
beheben, sind aber in erster Linie von den Entscheidungen des Bundes abhängig, vor allem hinsichtlich der Finanzausstattung. Beim derzeit festgelegten
Finanzrahmen der Bundesregierung gibt es keine Spielräume für eine Prioritätensetzung des Landes, wie es von bundespolitischer Seite immer gerne
behauptet wird. Ich möchte Sie daher bitten, Ihr Schreiben auch an den Herrn Bundesverkehrsminister zu richten.
Das Land wird sich auf jeden Fall dafür einsetzen, dass bei der vom Bund angekündigten Überprüfung aller noch nicht begonnenen Maßnahmen der Status der B 464 als "Vordringlicher Bedarf" unverändert erhalten bleibt. Im Übrigen bleibt abzuwarten, welche - vor allem finanzielle - Vorgaben der Bund bei der Fortschreibung des Investitionsprogrammes voraussichtlich für die Jahre 2003 bis 2007 treffen wird. Grundsätzlich ist das Land bestrebt, möglichst viele Projekte dort zu verankern, allen voran selbstverständlich die bestandskräftig planfestgestellten Maßnahmen, zu denen dann hoffentlich auch die B 464 zählt.
Gleichlautende Schreiben haben die CDU-Gemeinderatsfraktion sowie die Freie Wählervereinigung Magstadt erhalten.
Mit freundlichen Grüßen
Erwin Teufel